Es ist weithin bekannt, dass eine nach Süden ausgerichtete Photovoltaikanlage den meisten Ertrag liefert.
Doch wie sieht es aus, wenn das eigene Hausdach eben nicht so ausgerichtet ist?
Häufig finden wir auch eine Ost-West Ausrichtung vor. Diese Variante ermöglicht es die Energie der Morgen- und Abendsonne mitzunehmen.
Wie sinnvoll eine Ost-West-Photovoltaikanlage wirklich ist, und wie sie sich im Verlgiech zur klassischen Variante schlägt, werden wir uns heute mal genauer ansehen.
Du hast es eilig? Hier die Kurzfassung:
- Eine Ost-West-Photovoltaikanlage kann sogar die bessere Lösung sein als eine nach Süden ausgerichtete Anlage
- Ost-West-Anlagen bieten mehr Flexibilität bei der Planung und sind weniger anfällig für Verschattungsprobleme
- Sie produzieren mehr Strom auf Flachdächern
- Sie produzieren dann Strom, wenn er gebraucht wird: am Morgen & am Abend
- Dadurch sind sie oft günstiger, da nur ein kleiner bzw. gar kein Speicher notwendig ist
Ertragsleistung von Ost-West Solaranlagen
Die erste Frage, die sich bei einem Ost-West-System stellt, ist: Wie viel Ertrag kann ich erwarten?
Leider lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. Die Antwort hängt von zu vielen Faktoren ab, unter anderem von der Lage und dem Winkel des Daches.
Aber wir können ein paar Beispiele nennen, damit du eine Vorstellung davon bekommst, was du erwarten kannst.
Wenn wir uns wieder Deutschland anschauen, sehen wir, dass der durchschnittliche Jahresertrag einer nach Süden ausgerichteten Anlage bei 950 kWh/kWp liegt. Das bedeutet, dass eine nach Süden ausgerichtete Anlage mit einer installierten Leistung von einem Kilowattpeak (kWp) etwa 950 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr produziert.
Im Gegensatz dazu produziert eine nach Osten ausgerichtete Anlage in Deutschland erzielt einen durchschnittlichen Jahresertrag von etwa 750 kWh/kWp.
Wenn also alle anderen Dinge gleich sind, produziert eine nach Osten ausgerichtete Anlage etwa 200 kWh weniger Strom pro Jahr als eine nach Süden ausgerichtete Anlage.
Vorteile von Ost-West Photovoltaiksystemen
Die nackten Zahlen können nun schnell zu der Annahme verleiten, dass eine Ost-West Solaranlage grundsätzlich weniger sinnvoll ist.
Das stimmt so allerdings nicht. Es gibt nämlich noch ein paar Punkte, mit denen diese „Doppellösung“ punkten kann.
Gleichmäßige Stromerzeugung
Mit dieser Variante kannst du nämlich morgens und nachmittags bzw. abends Solarstrom produzieren. Das ist bei den meisten Menschen auch die Zeit, in der am meisten Strom benötigt wird.
Südlich ausgerichtete PV-Anlagen hingegen erzeugen den meisten Strom in den Mittagsstunden, wenn viele Menschen gar nicht zu Hause sind.
Das kann ein Problem sein, wenn der Solarstrom nicht sofort benötigt wird, da er entweder in einem zusätzlichen Stromspeicher gespeichert oder in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden muss.
Letzteres ist aufgrund der sinkenden Einspeisevergütung nicht mehr wirklich attraktiv.
Kleinerer oder gar kein Speicher notwendig
Um den überschüssigen Solarstrom auch vernünftig speichern zu können, braucht es eben auch das: Einen entsprechend großen Stromspeicher. Die sind nicht gerade günstig und treiben demnach die Anschaffungskosten in die Höhe.
Bei einer Ost-West Photovoltaikanlage kannst du also i.d.R. einen kleineren oder sogar gar keinen Stromspeicher verbauen und deinen selbst erzeugten Solarstrom dennoch voll ausnutzen.
Mehr Flexibilität bei der Planung
Zudem soll an dieser Stelle noch erwähnt sein, dass je nach individuellen Gegebenheiten das Süddach auch von Schattenwurf betroffen oder anderweitig nicht optimal bebaut werden kann.
Auch in so einem Fall, ist eine Solaranlage auf der Ost bzw. Westseite eine weitaus bessere Lösung.
Mehr Leistung auf Flachdächern
Die meisten PV-Anlagen werden auf Schrägdächern installiert, da dies den optimalen Winkel für das Einfangen des Sonnenlichts bietet.
Es gibt jedoch auch spezielle Montagesysteme für Flachdächer. Bei einem Flachdach kann eine Ost-West Solaranlage sogar mehr Ertrag liefern. Da hier aufgrund der Anordnung mehr Module untergebracht werden können, ist eine Mehrleistung von bis zu 40% drin!
Außerdem ist es bei Ost-West-Anlagen weniger wahrscheinlich, dass es zu Verschattungsproblemen kommt, da sich die Sonne im Laufe des Tages über den Himmel bewegt. Sie sind also eine ideale Lösung für Flachdächer.
Der optimale Neigungswinkel
Der Neigungswinkel eines Solarmoduls kann einen erheblichen Einfluss auf die Strommenge haben, die es produziert.
Bei Anlagen, die nach Süden ausgerichtet sind, gilt ein Winkel zwischen 30 und 35 Grad als optimal.
Bei Ost-West-Solaranlagen hingegen werden die höchsten Erträge bei einem Neigungswinkel von bis zu 20 Grad erzielt. Wenn du von den optimalen Winkeln abweichst, kannst du immer noch einen guten Ertrag erzielen, allerdings ist der Ertrag umso geringer ist, je weiter du dich vom Optimum entfernst.
Fazit: Eine Ost-West Photovoltaikanlage kann die bessere Lösung sein
Wenn es um Solarenergie geht, werden ost-westlich ausgerichtete Photovoltaikanlagen im Vergleich zu südlich ausgerichteten Anlagen oft als weniger wünschenswert angesehen.
Wie wir gesehen haben, jedoch zu unrecht! Es gibt mehrere Vorteile, die bei der Entscheidung für eine Ost-West-Anlage zu bedenken sind – zum Beispiel die gleichmäßige Stromerzeugung über den ganzen Tag, eine geringere oder gar keine Speicherung und mehr Flexibilität bei der Planung.
Außerdem eignen sich Flachdächer besser für Ost-West-Anlagen und haben in der Regel einen höheren Ertrag als Schrägdächer. Wenn du also die Installation einer Solaranlage auf deinem Grundstück in Betracht ziehst, solltest du eine Ost-West-Ausrichtung noch nicht ausschließen!