Du hast gerade die brandneue Photovoltaikanlage auf deinem Dach installiert. Jetzt bist du bereit, den kostenlosen, umweltfreundlichen Sonnenstrom zu nutzen und vielleicht sogar den Überschuss ins öffentliche Netz einzuspeisen. Doch da steht sie, die große Frage: Wie behältst du den Überblick über den von dir produzierten und verbrauchten Strom?
Hier kommt der Zweirichtungszähler ins Spiel! Dieses unscheinbare, aber praktische Gerät ist dein bester Freund, wenn es darum geht, die volle Kontrolle über Deine Energieproduktion und -nutzung zu behalten. Egal, ob du Strom aus dem Netz beziehst oder deine überschüssige Energie einspeist, der Zweirichtungszähler behält alles im Auge.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Ein Zweirichtungszähler ist ein Gerät, das den Stromfluss in zwei Richtungen misst – sowohl die Energie, die vom Netz bezogen wird, als auch den Strom, der in das öffentliche Netz eingespeist wird.
- Der Einspeisezähler bzw. Zweirichtungszähler ist in Deutschland Pflicht, wenn man Strom ins Netz einspeisen möchte. Für Inselbetrieb ist er jedoch nicht erforderlich. Neben dem Zweirichtungszähler ist auch ein Ertragszähler notwendig, um den Eigenverbrauch zu ermitteln.
- Die Abrechnung mit einem Zweirichtungszähler erfolgt getrennt für Verbrauch und Einspeisung. Der Verbrauch wird nach dem vereinbarten Tarif abgerechnet, während die Einspeisung nach dem aktuellen Einspeisetarif vergütet wird. Dabei ist die Vergütung für eingespeisten Strom niedriger als der Preis für Strom aus dem Netz.
- Ein Zweirichtungszähler kann anhand zweier Pfeile und den Zählwerken mit den Kennzeichnungen „1.8.X“ (für Strombezug) und „2.8.X“ (für Einspeisung) identifiziert werden. Das Ablesen des Zählers erfordert das Erfassen der Werte von beiden Zählwerken.
Was ist und wie funktioniert ein Zweirichtungszähler?
Ein Zweirichtungszähler, auch bekannt als bidirektionaler Zähler, ist ein smartes kleines Gerät, das in der Lage ist, den Energiefluss in zwei Richtungen zu messen. Du fragst dich jetzt vielleicht, wieso das nötig ist?
Tagsüber, wenn die Sonne scheint, produziert deine PV Anlage mehr Strom, als du verbrauchst. Dieser überschüssige Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. Nachts jedoch, wenn deine Anlage keinen Strom produziert, benötigst du Energie aus dem Netz.
Der Zweirichtungszähler erfasst sowohl die eingespeiste als auch die bezogene Energie und ermöglicht es dir und dem Netzbetreiber, deine Energiebilanz zu verfolgen. Er ist also eine 2-in-1 Lösung aus Einspeisezähler und Bezugszähler.
Der Unterschied zwischen Einrichtungs- und Zweirichtungszählern
Jetzt stellst du dir sicher die Frage, was der Unterschied zwischen Ein-Richtungs- und Zweirichtungszählern ist. Ein Ein-Richtungszähler, wie der Name schon sagt, misst den Energiefluss nur in eine Richtung, nämlich die Energie, die du vom Stromnetz beziehst. Er kann keinen Strom erfassen, den du ins Netz zurückspeist.
Wann braucht man einen Zweirichtungszähler?
Ein Zweirichtungszähler bzw. Einspeisezähler ist in Deutschland Pflicht, sobald du mit einer Photovoltaikanlage auch ins Stromnetz einspeisen willst. Rückwärts laufende Zähler sind nicht zulässig, da so eine korrekte Abrechnung unmöglich oder schwieriger wird.
Der Zwei-Wege-Zähler ist dabei keine Pflicht, du kannst auch einen Einspeisezähler und einen Bezugszähler verwenden. Versichere dich hierbei aber, dass du ausreichend Platz im Zählerschrank für beide Geräte hast.
Falls du deine PV-Anlage im Inselbetrieb nutzt, also ohne Einspeisung ins öffentliche Stromnetz, benötigst du so ein Gerät nicht.
Brauche Ich dennoch einen Ertragszähler?
Ja, andernfalls kannst du deinen Eigenverbrauch nicht ermitteln. Der Ertragszähler misst den Ertrag deiner Photovoltaikanlage. Für den Betrieb von PV Anlagen sind beide Zähler notwendig.
Vor- und Nachteile eines Zweirichtungszählers
Wie du dir denken kannst, bringt der Zweirichtungszähler also einige Vorteile mit sich. Darunter:
- Komfortable & platzsparende 2-in-1 Lösung
- Saubere & korrekte Abrechnung vom eingespeisten Strom
- Wartung wird vom Netzbetreiber übernommen
Dabei gibt es nur einen Haken:
- Das Gerät muss vom Netzbetreiber gemietet werden, für aktuell 40 Euro pro Jahr. Das ist zwar nicht die Welt aber ein Selbstkauf wäre langfristig wesentlich günstiger.
Wie wird beim Zweirichtungszähler abgerechnet?
Die Abrechnung erfolgt folgendermaßen:
- Verbrauchsmessung: Der Zweirichtungszähler misst die Menge an Energie, die Du aus dem Netz beziehst, genau wie ein normaler Stromzähler. Du zahlst für diese Energie an Deinen Stromversorger nach dem vereinbarten Tarif.
- Einspeisemessung: Gleichzeitig misst der Zweirichtungszähler die Menge an Energie, die Du ins Netz einspeist. Diese Menge wird separat aufgezeichnet.
- Einspeisevergütung: Die Menge an Energie, die Du ins Netz einspeist, wird nach dem aktuellen Einspeisetarif vergütet, der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegt ist. Diese Vergütung wird von Deinem Netzbetreiber bezahlt und auf Deine Stromrechnung angerechnet.
Die Vergütung für eingespeisten Strom ist jedoch niedriger ist als der Preis, den du für Strom aus dem Netz zahlst. Darum ist es oft wirtschaftlicher, so viel wie möglich der selbst erzeugten Energie direkt zu verbrauchen (Eigenverbrauch) statt sie ins Netz einzuspeisen. Stromspeicher können dabei helfen, den Eigenverbrauch zu maximieren.
Ist ein digitaler Stromzähler ein Zweirichtungszähler?
Moderne, digitale Stromzähler sind auch Zweirichtungszähler. Sie zeigen den Strombezug aus dem Netz und die ins öffentliche Stromnetz eingespeiste Menge im Wechsel an.
Smart Meter Pflicht
Neben dem „modernen“, digitalen Stromzähler wird auch immer mehr der Einbau von Smart-Metern vorangebracht. Diese Geräte sind zusätzlich mit dem Internet verbunden und haben, wie es der Name erahnen lässt, weitere smarte Funktionen.
Der Einbau eines Smart Meters wird zukünftig für viele Anlagenbetreiber Pflicht. Dazu hat das BMWK das Smart-Meter-Gesetz durchgebracht:
- Das Gesetz schreibt einen klaren Plan für die Installation und Verbreitung von Smart Metern vor.
- Ab 2025 fallen Verbraucher mit einem Verbrauch von 6.000 bis 100.000 kWh/Jahr sowie Anlagenbetreiber mit 7 bis 100 kW installierter Leistung unter die Pflicht zum Einbau.
- Bis Ende 2025 müssen 20 Prozent, bis Ende 2028 50 Prozent und bis Ende 2030 95 Prozent dieser Fälle mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet sein.
- Die jährlichen Kosten für den Betrieb der Stromzähler werden für Haushaltskunden auf 20 EUR begrenzt.
- Messstellenbetreiber dürfen die Funktionen schrittweise einführen und Erfahrungen sammeln, während die Stromzähler über Updates intelligenter werden.
- Ab 2025 müssen alle Stromversorger dynamische Tarife anbieten, wodurch Verbraucher durch Analyse ihres Verbrauchsverhaltens mit Smart Metern Kosten sparen können.
- Hohe Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit wurden gestellt, einschließlich Verschlüsselung, Pseudonymisierung oder Anonymisierung der Daten sowie Zertifizierung durch das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
- Deutschland ist europaweit Vorreiter in Sachen Datensicherheit für Smart Meter.
Wie erkenne ich einen Zweirichtungszähler?
Einen Zweirichtungszähler zu identifizieren ist in der Regel recht unkompliziert, und es gibt einige Merkmale, auf die du achten kannst. An erster Stelle stehen zwei Pfeile, die in gegenläufige Richtungen zeigen. Diese Pfeile symbolisieren den zweifachen Energiefluss, nämlich den Bezug von Strom aus dem Netz und die Einspeisung von Strom ins Netz.
Noch ein entscheidendes Merkmal sind die Zählwerke. Bei einem Zwei-Richtungszähler wirst du üblicherweise zwei verschiedene Angaben finden: „1.8.X“ und „2.8.X“. Das „1.8.X“ bezeichnet den Strombezug aus dem Netz, während „2.8.X“ für die Menge an Strom steht, die du ins Netz eingespeist hast.
Es lohnt sich jedoch zu erwähnen, dass das Aussehen und die Beschriftung von Zweirichtungszählern variieren können, je nach Hersteller und Modell. Es ist auch möglich, dass bei digitalen oder „Smart“ Zählern die Information auf einem digitalen Display angezeigt wird.
Zweirichtungszähler richtig ablesen
Das Ablesen eines Zweirichtungszählers kann auf den ersten Blick etwas komplexer erscheinen als bei einem herkömmlichen Ein-Richtungszähler, aber keine Sorge – ich führe dich Schritt für Schritt durch den Prozess.
Zunächst einmal erinnern wir uns, dass ein Zweirichtungszähler zwei separate Zählwerke hat. Eines davon erfasst die Energie, die du aus dem Netz beziehst (dies ist das Zählwerk mit der Bezeichnung „1.8.X“ oder ähnlich), das andere die Energie, die du ins Netz einspeist (das ist das Zählwerk mit der Bezeichnung „2.8.X“ oder ähnlich).
Beide Zählwerke sind in der Regel klar gekennzeichnet und zeigen die gemessene Energie in Kilowattstunden (kWh).
Um den Zählerstand für den von dir bezogenen Strom abzulesen, schaust du dir einfach das Zählwerk „1.8.X“ an. Die angezeigte Zahl ist die Gesamtmenge an Energie in Kilowattstunden, die du seit der Installation des Zählers aus dem Netz bezogen hast.
Um zu sehen, wie viel Energie du ins Netz eingespeist hast, schaust du dir das Zählwerk „2.8.X“ an. Auch hier zeigt die angezeigte Zahl die Gesamtmenge an Energie in Kilowattstunden, die du seit der Installation des Zählers ins Netz eingespeist hast.
Beachte, dass bei einigen Zählern, vor allem bei digitalen oder „Smart“ Zählern, die Zählerstände auf einem digitalen Display angezeigt werden und möglicherweise durch Drücken von Tasten oder auf andere Weise abgerufen werden müssen.
In diesem Fall solltest du die Bedienungsanleitung des Zählers zurate ziehen oder deinen Energieversorger kontaktieren, wenn du Hilfe benötigst.
Fazit
Sonne, Strom und ein kleines Gerät namens Zweirichtungszähler – das sind die Zutaten für eine effiziente Nutzung deiner Photovoltaikanlage. Nachdem wir uns ausgiebig mit dem Thema auseinandergesetzt haben, können wir die Bedeutung dieses unscheinbaren Geräts wirklich schätzen.
Obwohl es vielleicht wie ein kleines, kompliziertes Stück Technologie aussieht, ist es im Grunde genommen dein persönlicher Kontrolleur, Buchhalter und Vermittler zwischen deiner PV-Anlage und dem öffentlichen Stromnetz.