Die Zukunft der Energie: Stromclouds und ihr Potenzial

Die Idee hinter der Stromcloud

Du hast sicherlich schon von Cloud-Computing gehört, aber hast du auch schon von der Stromcloud gehört? Eine Stromcloud oder -community ist ein innovatives Konzept, das dir dabei helfen soll, den von deiner Photovoltaikanlage erzeugten Strom optimal zu nutzen und so deinen Bedarf an zusätzlichem Netzstrom zu reduzieren. Doch wie genau funktioniert das und ist es wirklich so revolutionär, wie es klingt?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Cloud-Modell und das Regelstromkonzept sind zwei verschiedene Ansätze für Stromclouds.
  • Beide Modelle teilen überschüssige Solarenergie, wobei der Anbieter die Einspeisevergütung erhält.
  • Stromclouds und -communities versprechen, überschüssigen Strom aus Photovoltaikanlagen zu „speichern“, um weniger zusätzlichen Strom aus dem Netz kaufen zu müssen.
  • Die Stromcloud ist kein echter Speicher, sondern der Verkauf von überschüssigem Strom und der Bezug von Netzstrom sind zwei getrennte Vorgänge.
  • Nachteile von Stromclouds sind oft höhere Kosten, Intransparenz der Verträge und oft unnötig große Batteriespeicher.
  • Aktuell nur unter bestimmen Vorraussetzungen wirtschaftlich sinnvoll (sorgfältige Prüfung der Verträge erforderlich)

Die Herausforderungen der Photovoltaik

Bevor wir uns näher mit der Stromcloud beschäftigen, wollen wir erst einmal die Problematik verstehen, die sie zu lösen versucht. Wenn du eine Photovoltaikanlage besitzt, weißt du, dass sie tagsüber Strom liefert, von dem du jedoch oft nur einen Teil verbrauchst.

Überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist und dafür erhältst du eine Vergütung. Gleichzeitig beziehst du in Zeiten, in denen deine PV-Anlage nicht genug Strom produziert, zusätzlichen Strom vom Versorger aus dem Netz.

Eine Möglichkeit, um diesen Bedarf an zusätzlichem Netzstrom zu reduzieren, ist der Einsatz von Batteriespeichern. Diese speichern den Solarstrom, sodass du weniger Strom aus dem Netz beziehen musst.

Allerdings reicht auch diese Lösung oft nicht aus, um den gesamten jährlichen Stromverbrauch abzudecken – insbesondere im Winterhalbjahr, wenn die Sonneneinstrahlung geringer ist.

Die Lösung: Stromclouds und -communities

Um dieses Problem zu lösen, haben sich einige Anbieter von Batteriespeichern und Photovoltaikanlagen sowie einige Stromversorger, die auf dem Photovoltaikmarkt aktiv sind, die Idee der Stromclouds ausgedacht.

Sie versprechen, den überschüssigen Strom aus deiner Photovoltaikanlage zu „speichern“, damit du weniger zusätzlichen Strom aus dem Netz kaufen musst.

Doch wie funktioniert eine Stromcloud genau?

Die Anbieter verwenden den Begriff „Cloud“, um zu verdeutlichen, dass du als Solarbetreiber überschüssigen Strom ins Netz einspeist und zu anderen Zeiten wieder aus dem Netz beziehst. Das Stromnetz wird dabei als „virtueller Stromspeicher“ bezeichnet.

Das Cloud-Modell: Virtuelles Stromkonto für Sonnenenergie

Das Cloud-Modell ist das ursprüngliche Konzept der Stromcloud. Hierbei stellen die Kundinnen und Kunden ihre überschüssige Solarenergie aus dem Stromspeicher dem Cloud-Anbieter zur Verfügung.

Diese Energie wird auf einem virtuellen Konto gutgeschrieben und kann von den Nutzerinnen und Nutzern jederzeit abgerufen werden, wenn der Solarstrom nicht ausreicht, um den eigenen Energiebedarf zu decken. Ein wesentlicher Aspekt dieses Modells ist die monatliche Grundgebühr, die für den Service des Cloud-Anbieters gezahlt werden muss.

Ein Konto für die Sonne: Flexibilität für die Nutzer

Mit dem Cloud-Modell profitieren die Nutzerinnen und Nutzer von einer größeren Flexibilität bei der Nutzung ihrer Solarenergie. Sie können den selbst erzeugten Strom zu Zeiten abrufen, in denen er am dringendsten benötigt wird, ohne sich Sorgen um einen Mangel an Energie oder zusätzliche Kosten für den Netzstrom machen zu müssen.

Das Regelstromkonzept: Netzschwankungen ausgleichen

Das Regelstromkonzept ist ein alternativer Ansatz für die Stromcloud. Hierbei nutzen die Anbieter einen Teil der Speicherkapazität ihrer Kundinnen und Kunden, um Netzschwankungen auszugleichen, die durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien im Stromnetz entstehen.

  • Einige Anbieter leiten dabei nur bei einer Überlastung des Stromnetzes überschüssigen Strom in den Speicher der Nutzer.
  • Andere hingegen können sowohl Strom verschenken als auch bei Bedarf Strom aus dem Speicher entnehmen.

Regelenergie: Ein lukratives Geschäft ohne Grundgebühr

Da die Bereitstellung von Regelenergie für das Stromnetz lukrativ ist, können Anbieter, die das Regelstromkonzept verfolgen, oftmals auf eine Grundgebühr verzichten. Das macht dieses Modell für Kundinnen und Kunden besonders attraktiv.

Gemeinsamkeiten: Überschüssige Solarenergie teilen

Beide Modelle – das Cloud-Modell und das Regelstromkonzept – haben gemeinsam, dass die Speicherbesitzerinnen und -besitzer sich bereit erklären, dem Anbieter der Stromcloud überschüssige Solarenergie zur Verfügung zu stellen.

Es wird genau vermerkt, wie viel Strom ins Netz geleitet wurde, und im Gegenzug erhalten die Nutzer eine bestimmte Menge an Freistrom. Die Einspeisevergütung wird dabei an den Anbieter abgetreten.

Fazit: Spannende Konzepte für eine grüne Zukunft

Sowohl das Cloud-Modell als auch das Regelstromkonzept bieten spannende und abwechslungsreiche Möglichkeiten für die Nutzung von Solarstrom.

Während das Cloud-Modell die Nutzerinnen und Nutzer mit einem virtuellen Konto für ihren Solarstrom versorgt, hilft das Regelstromkonzept dabei, Netzschwankungen auszugleichen und so die Energiewende voranzutreiben.

Beide Modelle zeigen, wie kreative Lösungen dazu beitragen können, erneuerbare Energien effizienter zu nutzen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.

Die Realität der Stromclouds: Kein echter Speicher

Die Stromcloud mag zwar auf den ersten Blick wie eine geniale Idee erscheinen, aber ist sie wirklich ein Speicher für Solarstrom? Tatsächlich handelt es sich bei der Stromcloud nicht um einen Cloudspeicher im herkömmlichen Sinne.

Der Solarstrom wird im Netz nicht gespeichert, sondern immer sofort vermarktet und verbraucht. Der Strom aus der Cloud ist in Wirklichkeit neu produzierter Strom aus einer anderen Solaranlage, einer Windkraftanlage oder einem anderen Kraftwerk.

Es handelt sich also nicht um eine Speicherung von Strom in der Cloud, sondern um 2 getrennte Vorgänge: den Verkauf deines überschüssigen Stroms und den Bezug von Netzstrom.

Kosten und Transparenz der Stromclouds

Da die Stromcloud kein echter Speicher ist, sind auch die finanziellen Vorteile für Solarbetreiber begrenzt. In der Regel sind Stromcloud-Tarife kaum günstiger als die herkömmliche Vorgehensweise, bei der du deinen überschüssigen Solarstrom ins Netz einspeist und die Vergütung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhältst.

Für den zusätzlichen Strom, den du aus dem Netz beziehst, zahlst du weiterhin alle Beschaffungskosten, Netzdurchleitungspreise und gesetzlichen Abgaben. In vielen Fällen sind die Kosten für Cloudstrom sogar höher als bei einem herkömmlichen Tarif.

Ein weiteres Problem ist die Intransparenz der Verträge und Tarife. Oft sind diese kompliziert gestaltet und enthalten umfangreiche, schwer verständliche Klauseln. Das erschwert den Preisvergleich zwischen der Stromcloud und herkömmlichen Tarifen erheblich.

Dazu kommt, dass die Anbieter ihre Tarife oft mit Begriffen wie „Cloudstrom“, „Community“ oder „Stromflat“ bewerben, obwohl es sich dabei nicht um einen festen monatlichen Pauschalpreis handelt, sondern um Volumentarife mit begrenzter Liefermenge.

Ausführlicher Anbietervergleich

Überblick der wichtigsten Stromcloud-Anbieter und ihre Besonderheiten:

Polarstern – Ökostrom ohne Grundgebühr

Vorteile:

  • Keine Grundgebühr
  • Freie Wahl bei Solaranlagen und Stromspeichern

Nachteile:

  • Teurer Preis pro Kilowattstunde

Polarstern bietet mit dem Tarif „Wirklich Eigenstrom“ ein interessantes Angebot für Besitzer einer Solaranlage und einem Stromspeicher. Hierbei entfällt die monatliche Grundgebühr, und der bezogene Strom stammt aus deutschen Wasserkraftwerken, somit ein Ökostrom-Anbieter.

Die Freiheit bei der Wahl der Hardware ist ein großer Pluspunkt, da keine Herstellerbindung besteht. Allerdings ist der Preis pro Kilowattstunde mit 68 Cent recht hoch.

LichtBlick – Strom-Komplettlösung für 0 Euro

Vorteile:

  • Überschüssiger Strom innerhalb von 2 Jahren wird komplett gutgeschrieben

Nachteile:

  • nach 2 Jahren erhält man lediglich die Einspeisevergütung (normaler Stromvertrag)

LichtBlick erprobt aktuell das innovative „StromWallet“ in Hamburg, Berlin und Köln, plant aber eine schrittweise Expansion in ganz Deutschland. In den ersten zwei Jahren erhalten Anlagenbetreiber für eingespeisten Solarstrom ein vollständiges Guthaben, das für den Eigenverbrauch verwendet werden kann.

Nach zwei Jahren wird der Solarstrom jedoch an der Börse vermarktet und Kunden erhalten lediglich die reguläre Einspeisevergütung und Vermarktungserlöse. Somit ist das StromWallet nur für die ersten zwei Jahre eine Cloud-Lösung, danach erfolgt Direktvermarktung.

Yello Solar – Mietbare PV-Anlagen mit Tücken

Vorteile:

  • Solaranlage mit separatem Cloud-Tarif kombinierbar

Nachteile:

  • Kein eigener Cloud Tarif (Nur über SENEC)
  • SENEC Speicher erforderlich

Yello Solar bietet maßgeschneiderte Solaranlagen und Stromspeicher zur Miete an. Allerdings ist das Paket „Yello Solar mit Cloud“ irreführend, da die Cloud nicht direkt bei Yello erhältlich ist. Stattdessen verweist das Unternehmen auf die Kompatibilität mit dem Cloud-Dienst von SENEC, bei dem ein separater Cloud-Tarif abgeschlossen werden muss. Lohnt sich nur für Kunden, welche eine Solaranlage mit Speicher bei Yello mieten möchten.

sonnen – Pionier der Energiegemeinschaften

Vorteile:

  • Keine Grundgebühr
  • Fairer Preis pro kWh
  • Monatlich kündbar
  • Auch ohne Solaranlage kann man Strom aus der Community (sonnenStrom) beziehen
  • Gewinnbeteiligung innerhalb von 10 Jahren

Nachteile:

  • Kein Online-Rechner, Angebot muss über Kontaktformular angefragt werden
  • sonnenBatterie verpflichtend

sonnen war das erste Unternehmen, das eine Energiegemeinschaft in Deutschland gründete. Mit dem Tarif „sonnenFlat“ können Kunden ohne Grundgebühr und monatlicher Kündigungsmöglichkeit Strom aus der Community beziehen.

Der Preis pro Kilowattstunde beträgt ab 26 Cent, und es besteht die Möglichkeit, ein E-Auto über sonnen zu mieten. Allerdings gibt es keinen Online-Rechner, und Angebote müssen über ein Kontaktformular angefragt werden.

SENEC – Komplettpaket für Solarinteressierte

Vorteile:

  • Fairer kWh-Preis bei Mehrverbrauch (39 Ct pro kWh)
  • Komplettpaket aus Solaranlage, Speicher, Wallbox und Cloud möglich
  • Online Monitoring
  • Nicht verbrauchter Strom wird ausgezahlt

Nachteile:

  • SENEC Speicher ist verpflichtend
  • monatliche Grundgebühr ab 30 Euro

Die SENEC Strom Cloud ist ein klassisches Cloud-Modell, bei dem überschüssiger Solarstrom gespeichert und später genutzt wird. Anlagenbesitzer zahlen eine monatliche Grundgebühr, die je nach Verbrauch variiert.

Mit bis zu 10.000 kWh pro Monat können Nutzer ihren Strombedarf decken und bei Bedarf zusätzlichen Strom zum Marktpreis hinzubuchen. Die SENEC Cloud bietet zudem die Möglichkeit, eigenen Solarstrom für Elektroautos an über 100.000 Ladepunkten oder sogar im Ferienhaus zu nutzen, allerdings gegen einen Aufpreis.

Dieser Überblick zeigt die Vielfalt der Angebote auf dem Markt für Stromclouds. Jeder Anbieter hat seine eigenen Stärken und Schwächen sowie unterschiedliche Tarifstrukturen und Leistungen.

Um die beste Wahl für die individuellen Bedürfnisse zu treffen, ist es wichtig, die verschiedenen Anbieter sorgfältig zu vergleichen und sich mit den jeweiligen Angeboten vertraut zu machen.

Analyse von Cloudtarifen: Lohnt es sich?

Marktforschungsunternehmen haben sich ebenfalls mit dem Thema Stromclouds beschäftigt und die Tarife von verschiedenen Anbietern analysiert. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Fast alle Stromcloud-Tarife sind am Ende nicht günstiger, sondern sogar teurer als herkömmliche Tarife.

In einer Analyse von EUPD Research aus dem Jahr 2020 wurden beispielsweise die Stromcloud-Tarife von 13 überregionalen Anbietern mit dem Reststrombezug bei einem günstigen Ökostromanbieter verglichen. In den meisten Fällen waren die Kosten für die Stromcloud jährlich bis zu 375 Euro höher als bei einem herkömmlichen Anbieter.

Nachteile von Cloudtarifen

Neben den höheren Kosten und der Intransparenz der Verträge gibt es weitere Aspekte, die gegen die Nutzung von Stromclouds sprechen:

  • Batteriespeicher meist zu groß: Oft werden Stromclouds beim Kauf einer Photovoltaikanlage oder eines Batteriespeichers angeboten. Die Konditionen hängen häufig von der Dimensionierung des Batteriespeichers ab, wobei in vielen Fällen unnötig große und damit teure Speicher verkauft werden.
  • Tarife variieren von Anbieter zu Anbieter: Die Stromcloud-Tarife bestehen aus mehreren Komponenten, die je nach Anbieter unterschiedlich zusammengesetzt sind. Das macht es schwierig, die Tarife miteinander zu vergleichen oder sie mit herkömmlichen Tarifen gegenüberzustellen.

Fazit: Stromclouds – eine verlockende Idee mit Einschränkungen

Stromclouds sind eine interessante Idee, um den Strom aus Photovoltaikanlagen effizienter zu nutzen. Allerdings sind sie in der Praxis oft teurer und weniger transparent als herkömmliche Tarife.

Daher ist es ratsam, die Kosten und Vertragsbedingungen genau zu prüfen, bevor du dich für eine Stromcloud entscheidest. Es könnte sich lohnen, stattdessen in effizientere Batteriespeicher oder andere Energiesparmaßnahmen zu investieren, um deinen Eigenverbrauch an Solarstrom zu maximieren.

In der Zukunft könnten Stromclouds durch technologische Fortschritte attraktiver werden, doch bis dahin ist es ratsam, sich gründlich zu informieren und die beste Lösung für deine individuellen Bedürfnisse zu finden.

Alternativen zur Stromcloud: Was kannst du tun?

Wenn du dir nach genauer Prüfung der Stromcloud-Angebote nicht sicher bist, ob sie das Richtige für dich sind, gibt es andere Möglichkeiten, um den Solarstrom deiner Photovoltaikanlage besser auszunutzen:

  • Effiziente Batteriespeicher: Investiere in einen Batteriespeicher mit einer Kapazität, die zu deinem Verbrauchsverhalten und deiner Anlagengröße passt. So kannst du den Solarstrom speichern und bei Bedarf nutzen, ohne auf eine Stromcloud angewiesen zu sein.
  • Energieverbrauch optimieren: Achte auf energieeffiziente Haushaltsgeräte und versuche, den Energieverbrauch in deinem Haushalt zu reduzieren. Dadurch kannst du den Anteil des Solarstroms, den du selbst verbrauchst, erhöhen und weniger Strom aus dem Netz beziehen.
  • Lastmanagement: Implementiere ein intelligentes Lastmanagement, um den Energieverbrauch deines Haushalts besser auf die Verfügbarkeit von Solarstrom abzustimmen. So kannst du beispielsweise Haushaltsgeräte zu Zeiten laufen lassen, in denen deine Photovoltaikanlage viel Strom produziert.

Zukunftsperspektiven für Stromclouds

Obwohl Stromclouds derzeit noch einige Schwachstellen aufweisen, könnte die Technologie in der Zukunft durchaus attraktiver und effizienter werden. Neue Ansätze wie die Vernetzung von Batteriespeichern und die Nutzung von „Schwarmbatterien“ für Netzdienstleistungen könnten dazu beitragen, dass Stromcloud-Tarife günstiger und transparenter werden.

Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Stromspeicherung und -verteilung schreiten voran, und es ist durchaus denkbar, dass sich innovative Lösungen durchsetzen, die den Einsatz von Stromclouds sinnvoller und wirtschaftlicher gestalten. Bis dahin ist es jedoch wichtig, sich gut zu informieren und kritisch zu prüfen, ob eine Stromcloud wirklich die beste Option für deine Photovoltaikanlage ist.

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