Eine Solaranlage nach Norden auszurichten galt immer als kontraproduktiv. Lange blieb die Nordseite des Daches unbenutzt. Doch inzwischen hat sich viel verändert und die Nutzung des Norddaches ist gar nicht mehr so abwegig.
Du hast dich für die Anschaffung einer Solaranlage entschieden um deinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten oder einfach unabhängig vom öffentlichen Netz zu werden.
Nun stellst du aber fest, dass dein Pultdach nach Norden ausgerichtet ist, oder die Südseite deines Satteldaches keinen Platz mehr bietet.
Doch tatsächlich ist das gar kein so großes Problem mehr. Unter bestimmten Bedingungen lohnt sich eine PV-Anlage auf der Nordseite sogar.
Du hast nur wenig Zeit? Hier das Wichtigste in Kürze:
- Falls Du gar keine andere Wahl hast, kann auch eine nach Norden ausgerichtete Solaranlage sinnvoll sein
- Eine nach Norden ausgerichtete PV-Anlage produziert 30-40% weniger Leistung als eine Süd-Anlage
- Dein Dach sollte eine Neigung von maximal 30° besitzen, andernfalls überschattet es die Module
- Nordanlagen lohnen sich nur beim Kauf, bei einer Miete sind sie quasi immer unwirtschaftlich
- Solaranlagen werden immer effizienter, in Zukunft können Nordanlagen immer attraktiver werden
Funktioniert eine Solaranlage auf dem Norddach?
Die Weiterentwicklung moderner Photovoltaikanlagen mit neuster Technik machen die Stromgewinnung auch auf der Nordseite des Daches möglich. Inzwischen sind die Solarzellen viel sensibler und funktionieren auch bei schwachem Licht.
Dies hat den Vorteil, dass die Anlagen auch bei bewölktem Himmel Erträge liefern, egal auf welcher Dachseite. Es wird versucht, die Leistungsfähigkeit von PV-Anlagen stetig zu verbessern um den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen.
Dementsprechend können auch nach Norden gerichtete Solarmodule unter bestimmten Bedingungen Solarstrom erzeugen.
Bei diffusem Licht produziert die Nordseite die gleichen Erträgen wie die optimale Südseite. Im Sommer kommt es morgens und abends sogar zu einer direkten Lichteinstrahlung, da die Sonne bereits im Nordosten aufgeht.
Also: ja, Solaranlagen funktionieren auch auf der Nordseite. Allerdings fallen die allgemeinen Erträge um 30-40% geringer aus als bei PV-Anlagen auf der sonnigen Südseite.
Sie dienen jedoch als super Ergänzung oder als gute Alternative wenn du gar keine andere Option hast.
Das muss bei PV-Anlagen auf der Nordseite beachtet werden
Der Neigungswinkel des Daches
Der optimale Neigungswinkel bei Dächern, die nach Süden/Südwesten/Südosten ausgerichtet sind, liegt bei ca. 30 Grad. Dies ist bei Norddächern nicht der Fall. Die Anlage ist leistungsfähiger je flacher der Neigungswinkel des Daches ist, da so die Abschattung durch das Dach selbst verhindert wird.
Wenn die Anlage flacher aufliegt, gelangt mehr Licht an sie heran. Bei einem Neigungswinkel zwischen 0-20° kann eine Leistung von bis zu 70% erreicht werden. Bei Neigungen bis zu 30° wird noch 60% erreicht.
Dabei sollte allerdings beachtet werden, dass eine Dachneigung von unter 10° einige Probleme verursachen kann. So fließt Regen schlechter ab und Schnee bleibt liegen, der die Anlage verschattet, oder im schlimmsten Fall Dachschäden verursacht. Am besten geeignet sind also Winkel von 10-20°.
Art der Solarzelle
Ob sich eine Solaranlage auf der Nordseite als nützlich erweist, hängt auch vom Typ der Solarzelle ab. Dünnschichtzellen funktionieren zum Beispiel sehr gut bei diffusem Licht und erleiden dabei kaum Verluste.
Sie bestehen aus einem Trägermaterial, oft Glas, auf dem eine dünne Schicht Silizium -oder andere effiziente Materialien- aufgedampft wird.
Dünnschichtzellen haben aber leider einen geringen Wirkungsgrad, weshalb eine größere Dachfläche sinnvoll ist. Auch eine Kombination aus Dünnschicht- und kristallinen Zellen hat sich schon als vorteilhaft erwiesen.
Die modernen Solaranlagen besitzen ein viel besseres Schwachlichtverhalten. In Zukunft werden die PV-Anlagen noch optimierter sein, denn es wird weiter nach optimalen Hybridzellen geforscht – unter anderem.
Vor- und Nachteile der Nordseite
Vorteile
Ein großer Vorteil ist die geringere Temperatur auf der Nordseite des Daches. Die Temperaturregulierung der PV-Anlagen ist hier deutlich besser und es kommt zu keinen Verlusten oder Schäden durch Überhitzungen.
Vielversprechend ist natürlich, dass die Montage von PV-Anlagen auf dem Norddach überhaupt möglich ist. Pultdächer befinden sich in keiner aussichtslosen Situation mehr, denn die Hausbesitzer können den „grünen Strom“ trotz der suboptimalen Dachausrichtung erzeugen und nutzen.
Nachteile
Der Nachteil ist natürlich der geringere Ertrag durch die verminderte Leistungsfähigkeit. Da für die Solarstromerzeugung auf einem Norddach meist effizientere Module benötigt werden, muss auch mit einem höheren Budget gerechnet werden. Dies lohnt sich bei den geringeren Erträgen allerdings nicht immer.
Wann lohnt sich eine PV-Anlage mit Nordausrichtung?
Eine PV-Anlage auf der Norddachseite lohnt sich vor allem dann, wenn du einen hohen Eigenbedarf an Strom hast, es aber keine andere Anbringungsmöglichkeit für deine Anlage gibt.
Du hast zum Beispiel ein Pultdach mit Nordausrichtung, und auch im Garten keinen Platz für eine Anlage. Dir bleibt also nichts anderes übrig.
Hier ist es dann schon sinnvoll das beste daraus zu machen, und die Nordseite für die Solarstromgewinnung zu nutzen. Auf dem Norddach können immerhin mit optimaler Neigung bis zu 70% Leistung erzielt werden.
Eine Photovoltaikanlage auf dem Norddach lohnt sich auch, wenn alle anderen Dachseiten bereits mit Modulen belegt sind, du aber dennoch mehr Solarstrom benötigst. So kannst du zusätzlich die Nordseite benutzen, die noch mal zusätzliche Erträge einbringt.
Die PV-Anlage auf dem Norddach lohnt sich allerdings nur, wenn dein Dach einen geringen Neigungswinkel von maximal 30° besitzt. Bei steileren Dächern ist von Solarmodulen auf der Nordseite eher abzuraten, da hier kaum PV-Erträge gewonnen werden.
Photovoltaik auf der Nordseite lohnt sich auch nur dann, wenn du vor hast dir eine eigene Anlage zu kaufen. Bei einer Miete rentiert sich die PV-Nordanlage nicht, da die stetig zu zahlende Pacht mit den geringeren Erträgen der Anlage nicht auszugleichen ist.
Eine Nordanlage ist also inzwischen eine machbare Alternative, und unter bestimmten Bedingungen eine nützliche Investition. Solltest du aber die Möglichkeit haben, deine Photovoltaikanlage südlich auszurichten, solltest du das natürlich vorziehen.